Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime: Was bedeutet die Insolvenz von Meyer Burger für die Solarbranche?

blue solar panel boards

Frage: Herr Reime, die Insolvenz des Solarmodulherstellers Meyer Burger sorgt für Schlagzeilen. Wie ist die aktuelle Situation?

Jens Reime: Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos. Nach Angaben des Insolvenzverwalters gibt es derzeit mehrere Interessenten, die bereit sind, in die deutschen Standorte in Thalheim (Sachsen-Anhalt) und Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) zu investieren. Das ist ein positives Signal, weil hier immerhin rund 600 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.

Frage: Was sind die Hauptgründe für die Insolvenz?

Jens Reime: Die Insolvenz von Meyer Burger ist kein Einzelfall. Die gesamte Solarbranche in Deutschland befindet sich unter massivem Druck. Der Hauptgrund ist die Billig-Konkurrenz aus China. Chinesische Hersteller überschwemmen den Markt mit Solarmodulen zu extrem niedrigen Preisen – oft durch staatliche Subventionen unterstützt. Europäische Unternehmen können diese Preise kaum mitgehen, da sie höhere Produktionskosten haben und strengeren Umweltstandards unterliegen.

Frage: Was bedeutet das für den Standort Deutschland und die Energiewende?

Jens Reime: Wenn wir es nicht schaffen, heimische Produktionskapazitäten zu sichern, machen wir uns bei der Energiewende komplett abhängig von Importen. Das ist riskant, sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch. Die Insolvenz von Meyer Burger ist ein Weckruf: Ohne politische Unterstützung, etwa durch faire Wettbewerbsbedingungen oder gezielte Förderungen, droht die gesamte Branche in Deutschland wegzubrechen.

Frage: Gibt es Chancen für die Investoren und die Beschäftigten?

Jens Reime: Ja, durchaus. Die Werke sind technologisch gut aufgestellt und könnten für Investoren interessant sein, die auf hochwertige Solarmodule setzen. Entscheidend ist, dass ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt wird – möglicherweise mit Spezialisierung auf Nischenprodukte, wie hocheffiziente Module. Aber ohne eine industriepolitische Strategie wird es auch für neue Eigentümer schwer.

Frage: Was raten Sie Anlegern, die in Unternehmen aus der Solarbranche investieren möchten?

Jens Reime: Anleger sollten genau hinsehen, wie die Unternehmen aufgestellt sind und ob sie langfristig wettbewerbsfähig bleiben können. Geschäftsmodelle, die allein auf Massenproduktion setzen, sind riskant. Interessant sind Firmen, die sich durch Technologie, Qualität und Innovation abheben. Außerdem lohnt es sich, die politischen Rahmenbedingungen im Blick zu behalten – sie entscheiden maßgeblich über die Zukunftsfähigkeit der Branche.

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