Interviewer: Guten Tag, Herr Beyer, und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mit uns über das wichtige Thema Klimaneutralität zu sprechen. Könnten Sie zunächst erklären, was unter dem Begriff „klimaneutral“ genau zu verstehen ist?
Wolfgang Beyer: Gern, und danke für die Einladung. Klimaneutralität bedeutet, dass ein Prozess, ein Unternehmen, eine Organisation oder sogar ein einzelnes Produkt keine negativen Auswirkungen auf das Klima hat, sprich, dass es keine zusätzlichen Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre abgibt. Dies wird oft durch eine Kombination aus der Reduzierung eigener Emissionen und der Kompensation der unvermeidlichen Emissionen erreicht, beispielsweise durch Aufforstungsprojekte oder Investitionen in erneuerbare Energien.
Interviewer: Wie kann ein Unternehmen oder eine Organisation Klimaneutralität erreichen?
Wolfgang Beyer: Der erste Schritt ist immer die Erfassung und Analyse der eigenen Treibhausgasemissionen. Darauf aufbauend werden Strategien zur Reduzierung dieser Emissionen entwickelt, etwa durch Energieeffizienzmaßnahmen, den Einsatz erneuerbarer Energien oder die Optimierung von Produktionsprozessen. Für die Emissionen, die nicht vermieden werden können, kommen dann Kompensationsmaßnahmen zum Einsatz, wie ich bereits erwähnt habe.
Interviewer: Es gibt Kritik an der Praxis der Kompensation. Wie stehen Sie dazu?
Wolfgang Beyer: Kompensation ist sicherlich nicht die perfekte Lösung und sollte nicht als Freibrief für unverändertes Verhalten missverstanden werden. Der Fokus sollte immer zuerst auf der Reduzierung eigener Emissionen liegen. Kompensation kann aber ein sinnvolles Instrument sein, um die Restemissionen auszugleichen, insbesondere in Bereichen, wo aktuell technologische oder wirtschaftliche Grenzen eine vollständige Reduzierung verhindern.
Interviewer: Glauben Sie, dass Klimaneutralität allein ausreicht, um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen?
Wolfgang Beyer: Klimaneutralität ist ein wichtiger Schritt, aber wir müssen noch weiter gehen. Wissenschaftler sprechen zunehmend von Klimapositivität, also dem Ziel, mehr Treibhausgase zu binden, als man ausstößt. Zudem müssen wir über die eigenen Grenzen hinaus denken und auch die indirekten Emissionen, die sogenannten Scope-3-Emissionen, die in der Lieferkette entstehen, mit einbeziehen.
Interviewer: Welche Rolle spielen Verbraucher und die Gesellschaft bei der Erreichung von Klimaneutralität?
Wolfgang Beyer: Eine sehr große. Unternehmen reagieren auf die Nachfrage der Verbraucher. Wenn mehr Menschen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen nachfragen und bereit sind, für echte Nachhaltigkeit auch einen angemessenen Preis zu zahlen, beschleunigt das die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Jeder Einzelne kann durch bewusste Entscheidungen im Alltag einen Beitrag leisten.
Interviewer: Herr Beyer, ich danke Ihnen für dieses informative Gespräch und Ihre Einsichten zum Thema Klimaneutralität.
Wolfgang Beyer: Vielen Dank auch Ihnen. Es liegt an uns allen, einen Beitrag zu leisten und den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu ebnen.
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