Bericht: Pleiten, Pfusch und Pannen rund um Solar-Module in Hessen
Immer mehr Hausbesitzer in Hessen entscheiden sich für Photovoltaikanlagen, um langfristig ihre Energiekosten zu senken und einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Doch der Weg zu einer funktionierenden Solaranlage verläuft nicht immer reibungslos. Häufig berichten Verbraucher von Problemen mit Anbietern, Verzögerungen und mangelnder Qualität. Die Verbraucherzentrale Hessen warnt vor Fallstricken und gibt wertvolle Hinweise, wie man sich vor unseriösen Anbietern schützen kann.
Ärgerliche Erfahrungen mit Solaranbietern
Ein Hausbesitzer aus dem Rheingau-Taunus-Kreis hat kürzlich mit einem Solar-Anbieter schlechte Erfahrungen gemacht. Er wollte eine Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Einfamilienhauses installieren lassen, um seinen eigenen Strom zu produzieren. Eine Fachfirma wurde beauftragt, und zunächst schien alles gut zu laufen. Die Firma vermisste das Dach mit einer Drohne und versprach, die Anlage innerhalb von zwei Monaten zu liefern und zu montieren.
Doch während die Solarmodule noch aufs Dach kamen, blieben andere wichtige Komponenten wie der Wechselrichter, der Stromspeicher und die Wallbox zur Aufladung des Elektroautos aus. Trotz mehrmaliger Kontaktversuche war der Ansprechpartner der Firma nicht mehr erreichbar, und es ging nur noch die Mailbox ran.
Vorkasse als riskante Falle
Ein weiteres Problem: Der Großteil der Kosten, etwa 17.000 Euro, wurde bereits vorab überwiesen. Ein hoher Betrag, besonders im Vergleich zu dem, was tatsächlich geliefert wurde. Kurz darauf meldete die Firma Insolvenz an. Weitere Informationen zur Insolvenz oder den Zukunftsaussichten für betroffene Kunden gab es nicht, und der Hausbesitzer befürchtet, dass das Geld verloren ist.
Verbraucherzentrale warnt vor häufigen Problemen
Solche Fälle häufen sich. Die Verbraucherzentrale Hessen berichtet, dass Beschwerden über Solaranbieter stark zugenommen haben. Von den rund 57.000 Beratungsgesprächen im letzten Jahr betrafen viele den Kauf und die Installation von Solarmodulen. Häufige Probleme sind mangelhafte Qualität der Module, Lieferverzögerungen oder das Ausbleiben von Installationen.
Ein weiteres Phänomen ist, dass Solarmodule zwar geliefert, aber nicht montiert werden, und anschließend monatelang auf den Höfen der Kunden herumliegen. Einige Anlagen beginnen sogar, Moos anzusetzen. In anderen Fällen werden die Module installiert, aber nicht beim Netzbetreiber angemeldet, was notwendig ist, um die Anlage in Betrieb zu nehmen.
Unseriöse Anbieter und überlastete Firmen
Die Verbraucherschützer warnen, dass viele unseriöse Anbieter den Solarboom ausnutzen, ohne die nötige Qualifikation mitzubringen. Einige Firmen nehmen so viele Aufträge an, dass sie diese nicht mehr bewältigen können. Insolvenzen sind keine Seltenheit, und für Verbraucher kann es schwierig sein, ihr Geld zurückzubekommen, wenn eine Firma pleitegeht.
„Wenn bei einem Insolvenzverfahren kaum noch Geld in der Kasse ist, sehen die Chancen für betroffene Verbraucher schlecht aus“, erklärt ein Energieexperte der Verbraucherzentrale. Aus diesem Grund wird dringend geraten, auf Vorkasse zu verzichten.
Tipps der Verbraucherzentrale: So schützt man sich
Um sich vor Problemen zu schützen, empfiehlt die Verbraucherzentrale, vorab gründlich zu recherchieren und nur auf seriöse Anbieter zu setzen. Ein wichtiges Kriterium ist es, keine hohen Summen im Voraus zu zahlen. Zahlungen sollten sich auf das beschränken, was bereits geliefert und installiert wurde. Zusätzlich sollten Lieferfristen schriftlich festgelegt werden, damit Kunden im Falle von Verzögerungen rechtliche Schritte einleiten und gegebenenfalls vom Vertrag zurücktreten können.
Eine zweite Chance – mit doppelten Kosten
In dem erwähnten Fall wandte sich der betroffene Verbraucher schließlich an eine andere Firma, die das Projekt innerhalb von 14 Tagen abschloss. Diese verlangte erst nach erfolgreicher Installation die Zahlung. Allerdings führten die Probleme mit der ersten Firma dazu, dass die Gesamtkosten für die Anlage auf etwa 33.000 Euro anstiegen, da der Hausbesitzer für die nicht erbrachten Leistungen der ersten Firma bereits gezahlt hatte.
Außerdem führte die Verzögerung dazu, dass die staatliche Förderung für die Photovoltaikanlage verpasst wurde – ein weiterer finanzieller Verlust. Trotz der funktionierenden Anlage bleibt der Frust über die entstandenen Mehrkosten.
Fazit: Vorsicht vor unseriösen Anbietern
Der Boom im Solarmarkt bringt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken mit sich. Um nicht Opfer von Pleiten, Pfusch und Pannen zu werden, sollten Verbraucher genau hinschauen, mit wem sie arbeiten. Die Verbraucherzentrale Hessen rät dringend dazu, die Seriosität von Anbietern vorab zu prüfen, keine hohen Vorauszahlungen zu leisten und Lieferfristen schriftlich zu fixieren. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Investition in Solarenergie langfristig erfolgreich und rentabel ist.
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