Boom Photovoltaik

Boom Photovoltaik

Über 80 Prozent der Verbraucher in Deutschland sprechen sich für eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien aus – besonders die Solarenergie steht dabei hoch im Kurs. Dieses wachsende Interesse spiegelt sich auch in unserer Beratung wider. Im letzten Jahr haben unsere Energieberater über 1.400 Haushalte besucht und die Dächer auf ihre Eignung für Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen geprüft. Die Nachfrage nach Solarenergie ist enorm, und das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Boom auf dem Photovoltaikmarkt – Chancen und Risiken

Der Photovoltaikmarkt erlebt momentan eine regelrechte Goldgräberstimmung. Doch wie in jeder Boomphase gibt es nicht nur seriöse Anbieter, die auf den Zug aufspringen. Immer häufiger begegnen wir auch unseriösen Akteuren, die versuchen, vom wachsenden Markt zu profitieren. Im Folgenden beleuchten wir die häufigsten Probleme und geben Ihnen einen Überblick über die aktuelle Anbieterstruktur.

Die Anbieterlandschaft – Wer ist wer?

Im Bereich der Photovoltaik lassen sich vier Hauptgruppen von Anbietern unterscheiden:

Traditionelle Handwerksbetriebe: Diese Unternehmen, meist Dachdecker, Elektriker oder Zimmerleute, sind oft in lokalen Innungen organisiert und genießen ein hohes Maß an Vertrauen. Sie bieten fachkundige Beratung und Installation.

Größere Unternehmen: Organisiert als GmbHs und oft in den Handwerks- und Industrie- sowie Handelskammern vertreten, bieten sie ebenfalls umfassende Dienstleistungen, sind aber aufgrund der hohen Nachfrage oft überlastet.

Vertriebsfirmen: Diese agieren häufig von der Ferne aus und nutzen Subunternehmer, die teilweise aus dem Ausland stammen. Diese Firmen betreiben intensive Online-Werbung und locken mit scheinbar verlockenden Angeboten. Häufig werden jedoch vollmundige Versprechen nicht eingehalten, was zu Problemen bei der Installation und Umsetzung führt.

Unorganisierte Unternehmen: Besonders diese Gruppe bereitet den Verbraucherschützern große Sorgen. Diese Firmen sind weder in Innungen noch in Kammern organisiert und treten oft durch massive Werbung im Internet auf. Die Qualität der Leistungen ist fragwürdig, und sie hinterlassen oft unzufriedene Kund
.

Die Schattenseiten des Booms

Insbesondere die beiden letztgenannten Gruppen, Vertriebsfirmen und unorganisierte Unternehmen, sorgen zunehmend für Probleme. Seriöse Handwerksbetriebe sind aufgrund der hohen Nachfrage oft überlastet und können Kunden keine kurzfristigen Termine anbieten. Dies führt dazu, dass Verbraucher auf fragwürdige Alternativen zurückgreifen, die vor allem auf schnellen Profit aus sind. Häufig beobachten wir in unseren Beratungen Firmen, die Photovoltaikanlagen „von der Stange“ anbieten, ohne auf die spezifischen Gegebenheiten des Dachs oder die finanziellen Möglichkeiten der Kund einzugehen.

Vertriebsfirmen montieren in der Regel keine Anlagen selbst. Stattdessen beauftragen sie Subunternehmer, oft mit Sitz im Ausland, die Solarmodule zu installieren. Dies führt häufig zu mangelhaften Installationen, die erhebliche Nacharbeiten erfordern. Ein besonders kritisches Beispiel: Im Jahr 2023 (Stand November) sind bei uns bereits 32 Beschwerden zu einem Vertriebsunternehmen eingegangen, das Aufträge an eine Bank abtritt, ohne die Verbraucher darüber aufzuklären. Diese Firma wirbt mit einem „Rundum-sorglos-Paket“, aber sobald Probleme auftreten, verschwinden sie von der Bildfläche und lassen die Kunden im Stich.

Warnsignale und unseriöse Praktiken

Unseriöse Firmen werben massiv im Internet und treten oft mit fragwürdigen Geschäftspraktiken auf. Zu den häufigsten Problemen zählen:

Ungeplante „Cold Calls“: Verbraucher
werden ohne ihre Zustimmung angerufen und mit Angeboten überschüttet.
Fehlende Widerrufsbelehrungen: Häufig werden Verträge ohne die gesetzlich vorgeschriebene Widerrufsfrist abgeschlossen, was Verbraucherbenachteiligt.
Vorkasse-Modelle: Kunden werden oft gedrängt, die komplette Anlage vorab zu bezahlen, auch wenn diese noch nicht installiert oder ans Netz angeschlossen ist.

Rechtliche Fallen bei Verträgen

Die Installation von Photovoltaikanlagen ist in der Regel ein Werkvertrag, bei dem verschiedene Gewerke involviert sind. Dennoch versuchen unseriöse Anbieter, rechtliche Schlupflöcher auszunutzen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) finden sich oft Klauseln, die Verbraucher benachteiligen. Diese umfassen unter anderem unzulässige Gerichtsstandvereinbarungen, falsche Zahlungsziele oder fehlerhafte Widerrufsbelehrungen.

Ein besonderes Risiko geht von sogenannten „Stornogebühren“ aus, die den Verbraucher beim Rücktritt vom Vertrag auferlegt werden sollen. Solche Klauseln sind in der Regel nicht rechtmäßig, dennoch werden sie immer wieder angewendet, um Verbraucher unter Druck zu setzen.

Was können Verbraucher tun?

Vor Vertragsabschluss sollten Verbraucher sorgfältig planen, mehrere Angebote einholen und diese genau prüfen. Ein genauer Blick auf die Vertragsbedingungen, insbesondere in Bezug auf Zahlungsziele und Widerrufsfristen, ist unerlässlich, um bösen Überraschungen vorzubeugen.

Die Verbraucherzentrale rät, sich vor allem vor Firmen zu hüten, die mit unrealistischen Versprechungen locken oder auf Vorkasse bestehen. Sobald der Netzanschluss steht und die Anlage Strom produziert, kann die Zahlung erfolgen – und nicht vorher.

Fazit

Die Solarenergie bietet großes Potenzial, doch der Boom auf dem Photovoltaikmarkt zieht auch unseriöse Anbieter an. Verbraucher
sollten wachsam sein und sich gut informieren, um nicht in rechtliche oder finanzielle Fallen zu tappen. Eine sorgfältige Planung und eine fundierte Beratung durch Fachleute sind der Schlüssel zum Erfolg.

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